Dienstag, 25. Dezember 2007

Weihnachten unter Palmen

Die letzten Tage ist es doch tatsächlich kälter geworden und als sich die Krähen auf meinem Balkon zusammengerottet haben zwecks gemeinsamen Krächzkonzerts, war ich verwundert, dass beim Blick nach draußen kein Schnee vorzufinden war - was immer so erlebt wurde: Weihnachten = kalt = Weihnachtsduft & Geschenke - fühlt sich merkwürdig an, wenn es ausbleibt oder durch Ungewohntes ersetzt wird.

Da unsere Gäste dem deutschen Weihnachtsrummel entfliehen wollen, gibt's im Hotel nur die Light-Version. Sowieso feiern die Buddhisten traditionell keine Weihnacht, sondern ihre Vollmonde. Den hatten wir ja am 23.12., so dass hier schon ein Tag eher die Post abging. Jede Ortschaft organisiert ihre eigene Perahera (Umzug) durch die Straßen zum Tempel, bei dem getanzt und musiziert wird (beides gerne skuril). Abends werden dann Opfer zum örtlichen Tempel gebracht: Meere aus Blüten, Kokoslämpchen und Speisen füllen die Opfertische. Im Anschluss hält der dienstälteste Mönch eine ermahnende (? auf Singhalesisch) Ansprache, die mit einer gemeinsam begangenen Meditation abgeschlossen wird. Wir sitzen dazu des nachts unter einem Bodhi-Baum (Ableger des Baumes, unter dem Siddharta seine Erleuchtung fand), über uns rauschen die Blätter und der Vollmond scheint durch die Zweige (wenn man ein bisschen phantasiert, fühlt man seine eigene einsetzende Erleuchtung ;).


Blick aus meinem Zimmer Richtung Dschungel: Perahera im vollen Gange



Auch "Tiere" lassen sich im Umzug finden! Zur Erinnerung: wir haben mindestens 30°Celsius und der Umzug dauert den ganzen Tag an - im Löwenpopo muss ein höllisches Klima herrschen ;)


Am nächsten Tag ist plötzlich Weihnachten. Natürlich haben wir das auf dem Kalender kommen sehen, aber fassbar ist es nicht ganz. Schließlich scheint die Sonne, das Meer glitzert und ich trage Flipflops. Weihnachtsdeko gibts morgens am 24.12. auch noch nicht - kein Wunder, den großen Knaller - unsere geschmückten "Weihnachtsbäume" wollten sie erst ganz zu letzt als Höhepunkt entblößen:



der Deutsche knechtet sich und sägt am Stiel, wenn der Baum nicht passt, der Srilanki geht viel pragmatischer an die Sache heran...!

es ist mir ein Rätsel, wo sie diesen lichtdurchlässigen Prachtbaum aufgetrieben haben ...

Auf unserer Terrasse finde ich abends eine Strohkrippe und vermute schon jetzt, dass sich des nachts sicher ein Waran (krokoähnliches Geschöpf) genüsslich darin niederlassen wird und Maria und Joseph annagt....(und ich habe nicht Unrecht!!!)


Mit Lichterketten haben sie nicht gespart...und als es zu dunkeln beginnt gegen 18:00 Uhr, wird es tatsächlich weihnachtlich. Der Chor, der alte Klassiker singt, treibt uns meisten doch ein Tränchen ins Auge - merkwürdig, dass man hier beginnt sentimental zu werden....

Abends erwartet uns ein exorbitantes Gala-Buffet, schon optisch. Die Restaurant-Crew hat keine Mühen gescheut den Dschungel draußen abzuholzen und an / in unserem Buffet wieder aufzubauen. Wer zum Nachtisch will, muss sich durch Lianen kämpfen....lohnt sich aber. Auf meinem Teller findet sich Barrakuda, Hai, Shrimps, undefinierbarer Fisch in Mangosoße mit Apfel, Couscous, Avocadodipp, geröstet Bananenblüten, mit Käse überbackene Leckereien (so was haben wir hier nie, die Gäste kommen ja zum Abnehmen...) usw. Das gesamte Buffet abzuschreiten, nimmt einige Zeit in Anspruch! Dazu gibts Champagner ohne Grenzen - quasi der Jackpot des Abends. Man mag es nicht glauben, aber der ist eigentlich nicht auf der Insel zu beziehen, es sei denn man legt den Gegenwert für einen Kurzurlaub hin.....es fanden sich sogar einzelne Erdbeeren, die in etwa ähnlich schwer zu organisieren sind wie der flüssige Gaumenschmaus.


Beschwipst haben wir dann den Weihnachtsmann in Empfang genommen (seinerseits wohl auch beschwipst), der mit Gummistiefeln und Luftballons durchs Haus zog...die Singhalesen sind schon ein urkomisches Völkchen.




Und dann der Höhepunkt: Strandparty im Nachbarort - und alle waren sie da. Zu schöner House Musik gings barfuß über die Holzplanken der Strandbar und bei Überhitzung sogleich mit den Füßen in die Brandung, die quasi in die Strandbar reinlief. Das i-Tüpfelchen war das Feuerwerk (keine Ahnung, was die Silvester noch anzünden wollen, mengenmäßig müssten die ihre Jahresration verbraucht haben), welches praktischerweise gleich im Club gezündet wurde. Man stand mitten in der ganzen Funkelei.....gut, mit Sicherheitsvorschriften nimmts hier niemand so genau.


Silverster soll das Buffet noch größer und das Feuerwerk noch atmenberaubender werden, allein unser Hotel zündet drei, von dem sich eins knapp über der Wasseroberfläche aufbauen soll. Ich beginne schon heute mit hungern, wie soll ich das sonst bewerkstelligen ;) Gegessen wird dann übrigens draußen, der Dschungel darf dann bleiben, wo er ist!

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Surfen mit Krokodil

Ich mache Fortschritte! Ich steige nicht mehr an der Hüfte bläulich angeschlagen aus den Fluten, Nase zuhalten unter Wasser ist Schnee von gestern, womit nunmehr beide Arme zum Kopfschützen frei sind, wenn ich von der Welle mitgerissen werde (immer seltener) aber das Beste ist wohl, dass ich auf dem Brett HOCKEN kann. Wir erinnern uns, beim letzten Mal war's nur auf Knien möglich. Jetzt heißt es eigentlich nur noch "aufstehen", vom Kopf her ja eigentlich eine einfache Sache....praktisch ein Balanceakt.
Bisher habe ich mir bei meinen Wasserspielen theorisch "nur" Gedanken über mögliche Haie / Wasserschlangen gemacht....ich bin mir zwar sicher, dass mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht der große Weiße neben mir auftaucht, aber irgendwo müssen ja die mittelgroßen Exemplare wohnen, die man sich in jedem Strandrestaurant bestellen kann. Über Krokodile habe ich bisher noch nicht nachgedacht - ein Fehler. Letzte Woche gab's an meinem Surfstrand Krokoalarm! Ein stattliches Exemplar wurde gesichtet, wie es durch die Bucht schwamm. Normalerweise leben diese in den Flussmündungen und ernähren sich von Kühen / Fischen / Hunden / Vögeln....Es soll aber vorkommen, dass sie von Zeit zu Zeit ihre angestammten Plätze verlassen und vorübergehend ins offene Meer schwimmen, obwohl sie Salzwasserverächter sind. Verständlich, wir alle brauchen ja hin und wieder neue Horizonte. Ich habe zwar noch nie gehört, dass Surfer von Krokodilen angefallen worden sind (ich stelle mir gerade ein Surfbrett mit Krokodilbissabdruck vor...), aber was nicht ist, kann ja noch werden.....habe also pausiert an diesem Tag! Nichtsdestotrotz lautet das Ziel weiterhin: gestanden wird noch in diesem Jahr, mit oder ohne tierischer Belagerung, Samstag geht's in die nächste Runde!




Ansonsten ist die Vorweihnachtszeit sehr befremdlich in einem tropischen Land. Wir haben genau einen Stollen in unserem Kühlschrank, den wir götzenartig verehren und immer nur ganz wenig abknabbern - er muss ja über die Feiertage reichen. Im Radio laufen die gruseligsten Weihnachtslieder, das nervige "Last Christmas I gave you my heart..." fällt dagegen als Traummelodie aus und die Läden sind unfassbar kitschig geschmückt, noch schlimmer als in den Staaten (Stichwort: mit Lichterketten zugetackerte Häuser, natürlich in 20 verschiedenen Farbstufen blinkend).
Einen Lichtblick gab es aber: ich musste mal wieder in die Hauptstadt um mein Visum ein letztes Mal zu verlängern. Im Anschluss wollten wir ins Hilton, ein Tässchen Tee trinken und dem Klavierspieler lauschen. Haben aber den falschen Eingang erwischt - manchmal stellt sich das als ein riesen Vorteil heraus - und landeten somit nicht in der Lobby, sondern vorm hoteleigenen Ballsaal, wo gerade eine Galaveranstaltung abgebaut wurde. Vor uns lag ein unangetastetes Buffet, in dessen Mitte ein Lebkuchenhaus trohnte um das drumherum unzählbar viele Puddings und Cremes angeordnet waren, mit verstreuten Plätzchen dazwischen, Obstsalaten, Schokostückchen.....Schlaraffenland! Für's Auge schon ein Gaumenschmauß! Und was passiert dann: uns werden zwei Teller in die Hand gedrückt mit der freundlichen Aufforderung, doch zuzulangen, wir wären eingeladen - frohe Weihnachten!

die Lobby des Hotels, wo der Kronleuchter hängt steht jetzt ein riesen Tannenbaum, der an die Decke stößt und wirklich geschmackvoll geschmückt ist



Mir war so schlecht, als wir das Hilton verlassen haben :) das hat mich für alles Verpasste entschädigt!



Ich wünsche Euch allen eine von Herzen warme, aber draußen knackig kalte und hoffentlich weiße Weihnacht! Lasst Euch drücken!
Während ich dies geschrieben habe, habe ich ein riesen Stück von unserem, im Kühlschrank verbarrikadiertem Stollen genascht - Kollegenschwein, ich weiß - es gibt ja ein eindeutiges Naschverbot, aber ich kann nicht anders, das wurde mir erblich mitgegeben!

Montag, 3. Dezember 2007

Coming Home

Es soll keiner sagen, er wäre nicht rechtzeitig informiert worden und somit nicht ausreichend vorbereitet. Die Marita landet am 07.02. (ja, ich hab um ein paar Wochen verlängert, der deutsche Winter ist ja unerträglich und so kurz wie möglich zu halten) im guten, alten München mit noch mehr Gepäck als vor einigen Monaten abgereist....das provoziert natürlich noch ein logistisches Problem (Gepäckbeförderung zu meiner Unterkunft....jetzt rächt's sich natürlich vorwiegend U-Bahn fahrende Freunde zu haben).
Euch bleiben also noch 8 Wochen der Vorbereitung, bis ihr mich wieder ertragen dürft, bis dahin wäre Folgendes möglich:
- genug Zeit um für mich einen Weihnachtsplätzchenvorat anzulegen (hab ich ja schon mal angemerkt aber wir werden ja alle nicht jünger..)
- eine Schlafgelegenheit für mich bereit zu stellen. Werde ja die erste Zeit obdachlos und arbeitslos sein - aber ich kann abends zur Unterhaltung lustige Geschichten erzählen und bringe auch ein paar Mitbringsel mit (Bestechung). Ich bin wohntechnisch unkomliziet und schlafe auch neben Tieren (eigentlich sogar bevorzugt, haben aber glaube ich wenige von euch...also wer sich noch was anschaffen will über Weihnachten, mich würds freuen - aber so viel Einsatz erwarte ich natürlich nicht ;)
- die Vorfreude auf unser Wiedersehen zu genießen
- die Partylaune aus der verstaubten Ecke herauszuholen (Nachholbedarf!!! insgesamt 27 Wochen "Afterwork" und "Milchbar" und Sonntagsbrunch verpasst. Das wird Jahre dauern, das aufzuholen aber dafür sind wir ja noch jung genug!!)
Der Februar ist aufenthaltsmäßig schon aufgeteilt. Ich dachte an 2-3 Tage München (Frisör!! Milchbar, den ganzen Tag Müsli / Schokopudding essen - wie vermisse ich es), dann die Familie und Jana belagern (sag, du hast Mitte / Ende Feb. Ferien und Zeit!!!). Im März bin ich noch mal on the road um dann im April in München Wurzeln zu schlagen.
Und dann wird der Sommer Einzug halten!!

Surfen, surfen !!!!

Es wurde aber auch Zeit! Nach vier Monaten unruhigen Meeres gab es endlich die Möglichkeit, mich meiner neuen sportlichen Betätigung zu widmen. Über Kontakte (die Insel ist ja ein einziges Dorf) gelangte ich an einen deutsch sprechenden Surflehrer inklusiver seiner ebenfalls noch grün hinter den Ohren, was das Wellenreiten betrifft, lernwütigen Meute.
Was für ein idealer Tag zum Starten: strahlend blauer Himmel, kräftige aber sanft einlaufende Wellen, viel gute Laune und ein kleiner Trupp von Anfängern, die auch so "labsche" Ärmchen wie ich hatten. Vom Land aus sieht ja alles so spielerisch aus!
Gegen 10 Uhr morgens sprangen wir mit unseren boards in die Fluten und übten erst mal das Treibenlassen! Was für ein Spaß! Bisher wurde ich ja immer sogleich vom Brett gezogen und durch die "Waschmaschine" der unter / über / neben mir befindlichen Welle gerissen. Diesmal nicht. Alles eine Frage der Balance und Körperspannung: Arme ausgestreckt und Brustkorb vom Brett abgehoben...fast wie fliegen und mit welchen Geschwindigkeiten man Richtung Land rast. Bei der dritten Welle konnte ich mich schon hinknien und die Richtung meines Brettes durch Gewichtsverlagerung bestimmen - ein geiles Gefühl. Eigentlich wie Gott in Frankreich. Stolz wie Oskar!!!
Leider hielt das Hochgefühl nicht lange an, weil mit zunehmendem, fortschreitendem Tage die sportlichen Fortschritte immer geringer wurden. Am Ende ging noch nicht einmal das Treibenlassen.....die Kraft war vollständig weg. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr auf dem Brett halten oder unter die heranrollenden Wellen tauchen um ein Stück aufs Meer rauszukommen. Frustriert schleppte ich mich nach 3 Stunden Training aus dem Wasser - oder zog mich das Brett heraus??
Geblieben ist der fürchterlichste Muskelkater seit langem. Konnte an den ersten beiden Tagen meine Arme eigentlich komplett nicht benutzen, da sie schlaff links und rechts von mir herunter hingen. Meine linke Hüfte ist blau gedroschen....mehrmals ist mir das Brett schmerzhaft in die Seite geprallt, wenn die Welle doch gesiegt hat und ich nicht mehr wusste wo oben oder unten ist. Sport ist Mord und Körperentstellung - ich wusste es doch immer!
Als ich mich verdientermaßen erschöpft am Strand niederlegen wollte nach meinem Wasserkampf, fielen die Moskitos über mich her...die Blutergüsse wiesen ihnen den Weg wie Leuchtreklame. Jetzt kann ich mich also seit 2 Tagen nur noch wie eine 60-Jährige bewegen und jucken tut’s auch noch überall. Und das schönste....nächsten Samstag starte ich in die zweite Runde, denn wie sagt meine gute Jule so schön: "Marita, knien auf dem Brett IST NICHT DAS ZIEL", Recht hat sie, also werde ich auch noch meine rechte Hüfte hinhalten, denn Stehen muss sein!

Am Sonntag haben wir selbstverständlich auch den 1. Advent gefeiert - stilecht mit Dresdner Stollen und Heißer Schokolade auf der Terrasse bei geschätzten 35 Grad. Weihnachten soll’s noch heißer werden!! Ich fühle mit euch, wenn ihr morgens aus euren warmen Betten in die kalte Dusche springen müsst...