Mittwoch, 19. Dezember 2007

Surfen mit Krokodil

Ich mache Fortschritte! Ich steige nicht mehr an der Hüfte bläulich angeschlagen aus den Fluten, Nase zuhalten unter Wasser ist Schnee von gestern, womit nunmehr beide Arme zum Kopfschützen frei sind, wenn ich von der Welle mitgerissen werde (immer seltener) aber das Beste ist wohl, dass ich auf dem Brett HOCKEN kann. Wir erinnern uns, beim letzten Mal war's nur auf Knien möglich. Jetzt heißt es eigentlich nur noch "aufstehen", vom Kopf her ja eigentlich eine einfache Sache....praktisch ein Balanceakt.
Bisher habe ich mir bei meinen Wasserspielen theorisch "nur" Gedanken über mögliche Haie / Wasserschlangen gemacht....ich bin mir zwar sicher, dass mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht der große Weiße neben mir auftaucht, aber irgendwo müssen ja die mittelgroßen Exemplare wohnen, die man sich in jedem Strandrestaurant bestellen kann. Über Krokodile habe ich bisher noch nicht nachgedacht - ein Fehler. Letzte Woche gab's an meinem Surfstrand Krokoalarm! Ein stattliches Exemplar wurde gesichtet, wie es durch die Bucht schwamm. Normalerweise leben diese in den Flussmündungen und ernähren sich von Kühen / Fischen / Hunden / Vögeln....Es soll aber vorkommen, dass sie von Zeit zu Zeit ihre angestammten Plätze verlassen und vorübergehend ins offene Meer schwimmen, obwohl sie Salzwasserverächter sind. Verständlich, wir alle brauchen ja hin und wieder neue Horizonte. Ich habe zwar noch nie gehört, dass Surfer von Krokodilen angefallen worden sind (ich stelle mir gerade ein Surfbrett mit Krokodilbissabdruck vor...), aber was nicht ist, kann ja noch werden.....habe also pausiert an diesem Tag! Nichtsdestotrotz lautet das Ziel weiterhin: gestanden wird noch in diesem Jahr, mit oder ohne tierischer Belagerung, Samstag geht's in die nächste Runde!




Ansonsten ist die Vorweihnachtszeit sehr befremdlich in einem tropischen Land. Wir haben genau einen Stollen in unserem Kühlschrank, den wir götzenartig verehren und immer nur ganz wenig abknabbern - er muss ja über die Feiertage reichen. Im Radio laufen die gruseligsten Weihnachtslieder, das nervige "Last Christmas I gave you my heart..." fällt dagegen als Traummelodie aus und die Läden sind unfassbar kitschig geschmückt, noch schlimmer als in den Staaten (Stichwort: mit Lichterketten zugetackerte Häuser, natürlich in 20 verschiedenen Farbstufen blinkend).
Einen Lichtblick gab es aber: ich musste mal wieder in die Hauptstadt um mein Visum ein letztes Mal zu verlängern. Im Anschluss wollten wir ins Hilton, ein Tässchen Tee trinken und dem Klavierspieler lauschen. Haben aber den falschen Eingang erwischt - manchmal stellt sich das als ein riesen Vorteil heraus - und landeten somit nicht in der Lobby, sondern vorm hoteleigenen Ballsaal, wo gerade eine Galaveranstaltung abgebaut wurde. Vor uns lag ein unangetastetes Buffet, in dessen Mitte ein Lebkuchenhaus trohnte um das drumherum unzählbar viele Puddings und Cremes angeordnet waren, mit verstreuten Plätzchen dazwischen, Obstsalaten, Schokostückchen.....Schlaraffenland! Für's Auge schon ein Gaumenschmauß! Und was passiert dann: uns werden zwei Teller in die Hand gedrückt mit der freundlichen Aufforderung, doch zuzulangen, wir wären eingeladen - frohe Weihnachten!

die Lobby des Hotels, wo der Kronleuchter hängt steht jetzt ein riesen Tannenbaum, der an die Decke stößt und wirklich geschmackvoll geschmückt ist



Mir war so schlecht, als wir das Hilton verlassen haben :) das hat mich für alles Verpasste entschädigt!



Ich wünsche Euch allen eine von Herzen warme, aber draußen knackig kalte und hoffentlich weiße Weihnacht! Lasst Euch drücken!
Während ich dies geschrieben habe, habe ich ein riesen Stück von unserem, im Kühlschrank verbarrikadiertem Stollen genascht - Kollegenschwein, ich weiß - es gibt ja ein eindeutiges Naschverbot, aber ich kann nicht anders, das wurde mir erblich mitgegeben!