Mittwoch, 26. September 2007

Eine klitzekleine notwendige Operation

An all die häufig Email-Schreiber und mich-im-Hotel-Anrufer: ab morgen bin ich für 3 bis max. 4 Tage weder auf die eine noch die andere Weise zu erreichen (untersteht euch auf dem Handy anzurufen, dabei enstehen horrende Kosten -für mich - und das muss ja nicht sein ;)
Checke morgen im Apollo Hospital in Colombo ein, weil ich nicht auf den Arzt in Deutschland vor knapp einem Jahr hören wollte, der von tickenden Zeitbomben in meinem Kiefer sprach. Jetzt hab ich den Salat und muss mir den nächsten Weisheitszahn rausoperieren lassen und das in der Dschungelklinik. Keine Sorge, das Apollo ist das modernste, was wir hier überhaupt zu bieten haben und ich bin inzwischen eh schon so weit mit Schmerzmitteln sediert und vom Dauerschmerz gepeinigt, dass inzwischen auch der Zahnarzt von der nächsten Ecke randürfte um wieder Frieden zu bringen - hauptsache raus! Danach spendiert mir meine Firma noch 2 Tage ein Hotel in Colombo zum Erholen - es wird also fast ein Gesundheitsurlaub. Macht euch wirklich keine Sorgen (vor allem Mutti!) ich finde das ganze eher spannend und aufregend.

Liebe Grüße!!!

Sonntag, 16. September 2007

Der frühe Vogel fängt den Fisch

Was bietet sich am freien Tag mehr an, als genüsslich auszuschlafen und sich noch einmal faul die Decke über den Kopf zu ziehen??

Ein schöner Gedanke, der sich aber nicht umsetzen ließ, da ich mich vor Sonnenaufgang zur Bootstour verabredet hatte. Also wurde sich tapfer um 04:30 Uhr aus dem Bett gekämpft um 05:00 Uhr am Treffpunkt zu sein. Ab dann lief die Zeit gegen uns, wollten wir doch vor den ersten Strahlen auf dem Wasser des in der Nähe befindlichen Koggala-Sees sein und Tiere beobachten. Mit dem Tuk-Tuk gings durch noch schlafende Ortschaften...alles ganz leise, recht ungewohnt für die quirlige Insel.

Unser Boot war ein Katamaran-Verschnitt, zwei Kufen, die mit schmalen Holzleisten verbunden waren - bei Vollbesatzung (2 Gäste, zwei Einheimische und ich) lag das Ganze knapp oberhalb des Wasserspiegels. Vertrauenswürdig...hungirge Warane müssen gar nicht aus dem Wasser springen, sondern nur das Maul aufmachen und unser Geährt anstoßen - wir wären quasi in den Schlund reingerutscht! Glücklicherweise haben die morgens keinen Hunger oder sind keine Frühaufsteher.

Die Stimmung auf dem See war fantastisch. Aus schwarzer Nacht, in der man das Paddel in den eigenen Händen kaum sehen konnte (aber ich konnte es fühlen!!), wurde ein Farbspektakel der besonderen Art. Erst lila, dann rote Wolken, die von der aufsteigenden Sonne angestrahlt wurden. Den ersten Vogel, der das morgendliche Konzert eröffnet, gibt's auch hier - danach zwitschert alles durcheinander. Gegen 06:30 sind dann auch die Affen wach, die Warane tümmeln sich etwas später im seichten Uferwaser....haben wir aber alle aus nächster nähe beobachten können.


Ein kleiner Abstecher auf die Zimtinsel rundete unser Frühprogramm ab - ich kenne jetzt das süße Geheimnis der Zimtstangen und wie sie in diese Form gebracht werden! Reisen bildet.

unser Katamaran kurz vor dem Sonnenaufgang

früh aufstehen zu müssen ist die eine Sache.... vom Paddeln hatte vorher keiner was gesagt

der Sonnenaufgang hat uns aber für unsere Anstrengungen entschädigt

bei Tagesbeginn wurde es geschäftig auf dem See: hier ein Fischer mit Fallen (sein Boot hatte einen beträchtlichen Museumswert)

Donnerstag, 13. September 2007

wie wär's mit ein bisschen Tsunami?

17:00 Uhr: wir trauen unseren Augen nicht und der ein oder andere unseres Grüppchens, dass zum 5 Uhr Tee auf der Hotel-Terrasse erschienen ist, quittierts mit einem Quietschen: Wale!! Ein ganzes Rudel!! Zwar weit draußen, aber immer wieder aufspringend - unfassbar. Massive Körper erheben sich scheinbar schwerelos aus den Wellen. Das haben wir noch nie beobachtet und können unser Glück kaum fassen (Ich stehe seit 6 Wochen immer an der Stelle und schaue aufs Meer und hätte höchstens mit Delfinen gerechnet). Erst später soll uns wieder einfallen, dass außergewöhnliches Tierverhalten ernst genommen werden muss...

18:00 Uhr: ich hab den Laden aufgeschlossen und warte auf den Shop-Schneider, der zu unseren Öffnungszeiten die Kunden bedient. Völlig aufgelöst erscheint dieser und erzählt Unzusammenhängendes, aus dem das Wort Tsunami hervorsticht (er kann nur wenig Englisch). Ich versuche ihn zu beruhigen und erkläre ihm, dass das nicht möglich ist. Ganz klar wird mir nicht, woher er seine Information bezieht, weswegen ich meine Kollegin im Büro anrufe, die das Internet checken soll - als Maßnahme um den Schneider zu beruhigen. Keine 2 Minuten später läuft es mir eiskalt den Rücken herunter: offizielle Tsunamiwarnung im Radio für die Ost- und Südküste Sri Lankas! Evakuieren.....vom Strand fernhalten. - unser Hotel steht direkt am Strand!! Ich rufe wieder meine Kollegin an, diesmal nicht scherzhaft. Die Info ist inzwischen auch vom Management an uns rangetragen worden. Ich schicke den Schneider nach Hause und habe Angst.

18:30 Uhr: wir stecken mitten in den Vorbereitungen, die man trifft, wenn man möglicherweise einen Tsunami erwartet. Alle Gäste zusammen trommeln, informieren, beruhigen. Das Erdgeschoss des Hotels wurde vollständig leer geräumt, zum Schutz der Möbel aber auch zum Schutz der Menschen vor dann im Wasser treibenden Gegenständen. Unser Büro ist ebenfalls im EG. Meine Kollegin kümmert sich weiter um die Gäste, während ich dieses leer räume. Akten, Laptop, Fax, den Kühlschrankinhalt - dabei immer den Blick aus der Tür auf das Meer (man kann es direkt sehen, Luftlinie wirklich nur 20m). Die Sonne geht unter, einen schlechteren Zeitpunkt hätte es nicht geben können, denn man sieht den Meeresboden nicht mehr (und das ist ja wichtig um zu sehen, ob der Wasserspiegel rapide fällt). Ich versuche nach Dt. zu telefonieren und komme nicht mehr durch. Im Internet finden wir keine Informationen außer die Warnmeldung aus den Staaten, die eine Tsunamientstehung für den Indischen Ozean als sehr hoch einschätzen und zu einer weitläufigen Evakuierung aufrufen. Unsere einzige verlässliche Info ist die, dass es ein Erdbeben vor Sumatra gegeben hat, das sich sehr ähnlich zu dem verheerenden Beben von 2004 samt Tsunami verhalten hat.

19:00 Uhr: ich packe sicherheitshalber eine Nottasche, die neben meinem Bett steht mit Pass, Geld, Essen und Flugticket. Inzwischen haben wir eine neue Information bekommen: gegen 20:00 / 20:15 müssen wir mit dem Eintreffen eines möglichen Tsunamis rechnen. Mir gehen dann doch kurz die Nerven durch....aber das Hotel verlassen wäre absolut kontraproduktiv, auch wenn der Fluchtinstinkt das sagt. Das Hotel ist definitiv der sicherste Platz im sehr großen Umfeld.

19:30 Uhr: wir sitzen alle im Restaurant und wissen nicht ob Henkersmahlzeit oder nur heiße Luft. Man denke an den schönen Meerblick den man von dort hat. Jetzt natürlich nur Wellengetose und schwarze Nacht.

20:30 Uhr: kein Tsunami...aufatmen! Aber auch keine Entwarnung. An Informationen heranzukommen ist nicht möglich. Die deutsche Presse hat das Thema noch gar nicht im Internet aufgegriffen...auf die sehr informative Internetseite der Indonesisches Presse stoßen wir erst am nächsten Tag. Ich gehe schlafen mit dem Gefühl, dass das schlimmste überstanden ist.

00:30 Uhr: SMS aus Deutschland: es gibt Nachbeben und erneute Tsunamiwarnungen. Ich bin wieder wach und ganz fix angezogen. Das Hotel schläft....meine Kollegin dann nicht mehr lange. Wir gehen ins Internet und werden wahnsinnig schier der verschiedenen Nachrichten (mit wiedersprüchlichen Aussagen, viell sind wir auch nur überreizt durch die permanente Angst ohne wirkliches Wissen). Nach stundenlangem Surfen resignieren wir und entscheiden lieber zu schlafen und Kraft zu tanken. Ich schlafe angezogen mit Licht und Radio an.

07:30 Uhr: oh Gott ist das schön nach dem Auwachen die Sonne scheinen zu sehen und vor allem das Meer sehen zu können - es sieht "normal" aus. Keine Minute später bekommt meine Freude einen deftigen Dämpfer: erneutes Erdbeben am Morgen an Indonesiens Küste mit Tsunamiwarnungen....fast schon Routine, trotzdem, die Anspannung bleibt und man ist sich nicht sicher, ob man im Angesicht der möglichen Gefahr total überreagiert oder ob man es nicht noch viel ernster nehmen soll.

15:30 Uhr: keine neuen Tsunamiinfos oder erneute Erdbeben - trotzdem, das Meer schaue ich nicht mehr ganz so erfreut an - man ertappt sich vielmehr, wie man ständig die Wasserhöhe mit den Augen taxiert. Es ist wohl vorbei und passiert ist bei uns letztendlich nichts. Aber das Wissen, das es doch hätte anders ausgehen können und das Unvermögen irgendetwas tun zu können, zu spüren...macht völlig fix und fertig.

Morgen ist mein freier Freitag! Geplant ist noch vor Sonnenaufgang zu einem landeinwärts gelegenen See aufzubrechen und Tiere zu beobachten. Von mir aus können mich da die Warane annagen, hauptsache erstmal keine Gedanken an Riesenwellen :)

Samstag, 8. September 2007

Sonnenbaden, Präsidentenbesuch, Sri Lankas next Topmodel und zu viele Tiere

Endlich braun geworden!!!!! Nach wochenlangem schlechten Wetter mit vereinzelt schönen Phasen, die sich aber redlich bemühten nicht an meinem freien Tagen stattzufinden, ist hier der Sonnenschein ausgebrochen – und ich natürlich mitten drin. Freier Freitag ich kommeee, nur noch schnell den Bikini und den Sunblocker!
Der Präsident himself, die Wahl zur Miss Sri Lanka sowie ein heimtückischer Tierangriff bestimmten zudem den Tag. Soviel sei verraten, am Ende des Tages ein Sonnenbrand (und ich habe mich vorschriftgemäß im Sunblocker gebadet und im Halbschatten gelegen) und Marita ist nicht zur Miss Sri Lanka gewählt worden. Na ja, hab mir da keine großen Hoffnungen gemacht....es schmeckt halt zu gut um mit den grazilen Srilankis konkurrieren zu können.

Mein Tuk Tuk – Fahrer erzählte vom Besuch des Präsidenten in Galle an eben diesem Tag– ....welches wir direkt ansteuerten. Mein Plan war morgens gemütlich über die verschiedenen Märkte zu schlendern und die kleineren Shops zu erkunden. Nu ja, mir schwante einiges und ich erinnerte mich an das Versprechen, mich aus solchen Situationen raus zu halten....man weiß ja nie, also große Volksansammlungen meiden. Als ich in Galle eintraf, lief das Leben noch seinen gewohnten Gang, abgesehen von der massiven Polizei- und Militärpräsenz. Ich bin noch nie so unbelästigt durch die Straßen gebummelt....normalerweise wird man ja permanent mehr oder weniger freundlich belästigt (zum Kaufen, zum Mitgehen....) – diesmal nicht. War also der schönste Straßenbummel, seit ich hier bin.
Dann bin ich aber doch weiter, die Sonne und das Meer lockten.....in mein kleines Luxusresort auf die Liege unter Palmen – im Hintergrund der riesige Pool und vor mir das tobende Meer – außerhalb von Galle. Nicht zu vergessen mein persönlicher Kellner, der die Getränke und das Essen ranschleppen durfte. Ja ja, vornehm geht die Welt zugrunde ;)
Hätte ich auch nicht gedacht, dass man sich stundenlang nur mit Sonne, Wärme, Palmen und einem Pool beschäftigen kann – man bedenke, ich hatte das Resort für mich alleine, keine anderen Gäste! Fantastisch, man kann beispielsweise in voller Lautstärke zur Kopfhörermusik mitsingen – auch so richtig schief, interessiert ja keinen außer das Getier, aber dann hält es wenigstens Abstand.
Ganz alleine war ich dann doch nicht....es fand nämlich am gleichen Ort das Fotoshooting zur Miss Sri Lanka – Wahl statt und die Models, Fotografen, Videofilmer, Kabelmenschen und Scouts liefen stundenlang um meine Liege herum und warfen sich in Pose bzw. versuchten, die Posen einzufangen. Wie im Fernsehen, nur ich mitten drin und das auch noch wenig bekleidet. Hab mich dann auf meiner Liege auch in Pose geworfen aber das hat wohl keiner gesehen – schade eigentlich. Schon wieder eine Situation vermasselt, in der ich so richtig berühmt hätte werden können. [Anmerkung: da muss ich doch wieder ans 8seasons denken und die vermasselte Chance ganz groß raus zu kommen, weil jemand nicht mit mir zusammen dezent vor die Fernsehkamera tanzen wollte...].
Auf die Enttäuschung gab’s ein opulentes Mittagessen - an meine Liege gebracht selbstverständlich -. Keine 10 Minuten später fühlte ich mich an Hitchcocks Vögel erinnert. 8 fette Krähen hatten sich angeschlichen und zu einem Kreis formiert, der sich kontinuierlich zusammenzog. Ich in der Mitte auf meiner Liege. Als bekennender Tierfreund habe ich Sie anfangs nur angezischt. Keine Reaktion...stattdessen weitere Kreisverkleinerung. Mit den Armen wedeln hat genauso wenig Eindruck hinterlassen. Nachdem aus der Phalanx ein Biest von Streifenhörnchen aufgetaucht ist und kamikazehaft meine Burg besprang (Punktlandung neben meinem Teller, was für ein Überraschungseffekt) – habe ich es vorgezogen, im Stehen auf meiner Liege zu essen, den Teller auf Augenhöhe in der Hand.....gut, dass ich der einzige Hotelgast gewesen bin!
Nach den tierischen Strapazen hatte ich beschlossen, das Feld zu räumen und ins formerly known „New Oriental Hotel“ zum Tee umzuziehen. Das Poolhaus im Hotel kostet 1.500 US$ die Nacht – ich finde, da kann man gar nicht oft genug sitzen und Tee schlürfen um seinem Glück auf die Sprünge zu helfen ;)
So weit kam ich aber nicht, da der Präsident des Landes genau auf der Zufahrtsstraße zu dem Hotel seine Rede hielt und mehrer tausend Menschen gekommen waren um ihn zu hören. Definitiv kein Durchkommen! Glücklichweise fand ich einen willigen Tuk Tuk Fahrer, der mich auf einem einstündigen Umweg nach Hause brachte, da nicht nur diese eine Straße verstopft war. What a day! Eigentlich nichts aktiv gemacht aber sehr viel erlebt (für srilankische Verhältnisse).