Weihnachten unter Palmen
Die letzten Tage ist es doch tatsächlich kälter geworden und als sich die Krähen auf meinem Balkon zusammengerottet haben zwecks gemeinsamen Krächzkonzerts, war ich verwundert, dass beim Blick nach draußen kein Schnee vorzufinden war - was immer so erlebt wurde: Weihnachten = kalt = Weihnachtsduft & Geschenke - fühlt sich merkwürdig an, wenn es ausbleibt oder durch Ungewohntes ersetzt wird.
Da unsere Gäste dem deutschen Weihnachtsrummel entfliehen wollen, gibt's im Hotel nur die Light-Version. Sowieso feiern die Buddhisten traditionell keine Weihnacht, sondern ihre Vollmonde. Den hatten wir ja am 23.12., so dass hier schon ein Tag eher die Post abging. Jede Ortschaft organisiert ihre eigene Perahera (Umzug) durch die Straßen zum Tempel, bei dem getanzt und musiziert wird (beides gerne skuril). Abends werden dann Opfer zum örtlichen Tempel gebracht: Meere aus Blüten, Kokoslämpchen und Speisen füllen die Opfertische. Im Anschluss hält der dienstälteste Mönch eine ermahnende (? auf Singhalesisch) Ansprache, die mit einer gemeinsam begangenen Meditation abgeschlossen wird. Wir sitzen dazu des nachts unter einem Bodhi-Baum (Ableger des Baumes, unter dem Siddharta seine Erleuchtung fand), über uns rauschen die Blätter und der Vollmond scheint durch die Zweige (wenn man ein bisschen phantasiert, fühlt man seine eigene einsetzende Erleuchtung ;).
Blick aus meinem Zimmer Richtung Dschungel: Perahera im vollen Gange
Auch "Tiere" lassen sich im Umzug finden! Zur Erinnerung: wir haben mindestens 30°Celsius und der Umzug dauert den ganzen Tag an - im Löwenpopo muss ein höllisches Klima herrschen ;)
Am nächsten Tag ist plötzlich Weihnachten. Natürlich haben wir das auf dem Kalender kommen sehen, aber fassbar ist es nicht ganz. Schließlich scheint die Sonne, das Meer glitzert und ich trage Flipflops. Weihnachtsdeko gibts morgens am 24.12. auch noch nicht - kein Wunder, den großen Knaller - unsere geschmückten "Weihnachtsbäume" wollten sie erst ganz zu letzt als Höhepunkt entblößen:
der Deutsche knechtet sich und sägt am Stiel, wenn der Baum nicht passt, der Srilanki geht viel pragmatischer an die Sache heran...!
es ist mir ein Rätsel, wo sie diesen lichtdurchlässigen Prachtbaum aufgetrieben haben ...
Auf unserer Terrasse finde ich abends eine Strohkrippe und vermute schon jetzt, dass sich des nachts sicher ein Waran (krokoähnliches Geschöpf) genüsslich darin niederlassen wird und Maria und Joseph annagt....(und ich habe nicht Unrecht!!!)
Mit Lichterketten haben sie nicht gespart...und als es zu dunkeln beginnt gegen 18:00 Uhr, wird es tatsächlich weihnachtlich. Der Chor, der alte Klassiker singt, treibt uns meisten doch ein Tränchen ins Auge - merkwürdig, dass man hier beginnt sentimental zu werden....
Abends erwartet uns ein exorbitantes Gala-Buffet, schon optisch. Die Restaurant-Crew hat keine Mühen gescheut den Dschungel draußen abzuholzen und an / in unserem Buffet wieder aufzubauen. Wer zum Nachtisch will, muss sich durch Lianen kämpfen....lohnt sich aber. Auf meinem Teller findet sich Barrakuda, Hai, Shrimps, undefinierbarer Fisch in Mangosoße mit Apfel, Couscous, Avocadodipp, geröstet Bananenblüten, mit Käse überbackene Leckereien (so was haben wir hier nie, die Gäste kommen ja zum Abnehmen...) usw. Das gesamte Buffet abzuschreiten, nimmt einige Zeit in Anspruch! Dazu gibts Champagner ohne Grenzen - quasi der Jackpot des Abends. Man mag es nicht glauben, aber der ist eigentlich nicht auf der Insel zu beziehen, es sei denn man legt den Gegenwert für einen Kurzurlaub hin.....es fanden sich sogar einzelne Erdbeeren, die in etwa ähnlich schwer zu organisieren sind wie der flüssige Gaumenschmaus.
Beschwipst haben wir dann den Weihnachtsmann in Empfang genommen (seinerseits wohl auch beschwipst), der mit Gummistiefeln und Luftballons durchs Haus zog...die Singhalesen sind schon ein urkomisches Völkchen.
Und dann der Höhepunkt: Strandparty im Nachbarort - und alle waren sie da. Zu schöner House Musik gings barfuß über die Holzplanken der Strandbar und bei Überhitzung sogleich mit den Füßen in die Brandung, die quasi in die Strandbar reinlief. Das i-Tüpfelchen war das Feuerwerk (keine Ahnung, was die Silvester noch anzünden wollen, mengenmäßig müssten die ihre Jahresration verbraucht haben), welches praktischerweise gleich im Club gezündet wurde. Man stand mitten in der ganzen Funkelei.....gut, mit Sicherheitsvorschriften nimmts hier niemand so genau.
Silverster soll das Buffet noch größer und das Feuerwerk noch atmenberaubender werden, allein unser Hotel zündet drei, von dem sich eins knapp über der Wasseroberfläche aufbauen soll. Ich beginne schon heute mit hungern, wie soll ich das sonst bewerkstelligen ;) Gegessen wird dann übrigens draußen, der Dschungel darf dann bleiben, wo er ist!